Kontraindikationen

Die folgende Tabelle zeigt eine Zusammenfassung der jeweiligen Einschränkungen bei Hypnose-Anwendungen und die jeweilige Empfehlung für die Praxis.

Einschränkung

Auswirkung

Wirkung Hypnose

Empfehlung

Geistige Behinderung

Gehirnfunktion beeinträchtigt; Wirkung der Hypnose teilweise nicht absehbar; Risiko, dass der Klient die Hypnose als unangenehm empfindet.

Wirkung von Hypnose teilweise nur schwer einschätzbar

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen im Umgang mit Patienten mit der vorliegenden Problematik und genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist.

Psychosen (Schizophrenie, bipolare Störungen, endogene Depression, Borderline, v. a. mit Wahn bzw. Dissoziativen Symptomen)

Gehirnaktivität in bestimmten Arealen außer der Norm; Risiko, dass die Hypnose Schübe auslöst oder der Klient in unerwünschte Trance-zustände („Horror-Trips“) gerät.

Wirkung der Hypnose schwer einschätzbar, Risiko von psychotischen Schüben!

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist.

Kürzlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall

Durchblutungsprobleme und ggf. Gewebeschädigungen

Hypnose kann Gefäße erweitern und damit den Blutfluss verändern – dies kann in ungünstigen Fällen zu einem erneuten Infarkt bzw. Apoplex führen.

Hypnose erst nach einer angemessenen Wartezeit (in der Regel 4 bis 6 Wochen) und mit Einverständnis des behandelnden Arztes anwenden.

Thrombose

Thrombus verstopft Gefäß, sollte aufgelöst werden (Arzt)

Hypnose führt häufig zu einer Gefäßerweiterung – diese kann dazu führen, dass der Thrombus sich löst (dann Lebensgefahr!) .

Hypnose bei akuter Thrombose kontraindiziert; Hypnose erst anwenden, wenn kein akutes Risiko mehr besteht und der behandelnde Arzt zustimmt.

Schwere Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie beispielsweise ALS, Parkinson, Multiple Sklerose (vor allem fortgeschrittene Stadien)

Funktionsstörung des Nervensystems

Risiko einer Verstärkung von Ausfallerscheinungen, ungewiss, ob das Nervensystem die Hypnose korrekt verarbeiten kann oder ob es zu Fehlprogrammierungen“ kommen kann.

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist.

Depression

Gehirnaktivität in bestimmten Arealen verändert bzw. zu gering

Hypnose kann in vielen Fällen Depressionen lindern, bei manchen Klienten kann sie sie jedoch auch verstärken.

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist.

Psychopharmaka

Wirken verändernd auf den Hirnstoffwechsel und die Gehirnaktivität

Wechselwirkung mit Hypnose oft nicht bzw. nur schwer abschätzbar; Risiko, dass die Hypnose unerwünschte Effekte bewirkt.

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist.

Substanzabhängigkeit (Alkohol, Drogen, Medikamente )
Ausnahme: Raucher

Die Substanzen wirken auf den Hirnstoffwechsel, die Gehirnaktivität kann verändert sein

Wechselwirkung mit Hypnose häufig nicht bzw. nur schwer abschätzbar, Gefahr von Delir, „Horror- Trips“, erhöhtem Craving im Anschluss, ggf. erhöhte Suizidalität!

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist. Häufig ist es sinnvoll, die Hypnose bei Abhängigkeiten erst nach dem Entzug bzw. der Entgiftung einzusetzen, um die Abstinenz zu unterstützen.

Schwere Herz-/Kreislauferkrankungen

Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen etc.

Die mit der Hypnose häufig einhergehende Entspannung kann bei entsprechend sensiblen bzw. geschädigten Klienten zu unerwünschten Unteraktivierungen (Herzstillstand/ Kreislaufzusammen- bruch!) führen.

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist. Idealerweise in einem klinischen Umfeld mit entsprechenden medizinischen Notfall-Versorgungsmöglichkeiten.

Epilepsie

Funktionsstörung des Nervensystems ggf. mit Anfällen

Je nach Form besteht das Risiko, einen Anfall auszulösen bzw. die Anfallshäufigkeit zu erhöhen. Manchen Epilepsie- Patienten tut Entspannungs-Hypnose gut – diese sollte jedoch nur von fachkundigen Hypnotherapeuten in einem geeigneten Umfeld (Notfall-Versorgung) durchgeführt werden.

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist.

Persönlichkeitsstörungen

Keine Krankheitseinsicht, keine Motivation

Hypnose ist bei Persönlichkeits- störungen zumeist wenig erfolgversprechend.
Hypnose zu anderen Themen (Rauchentwöhnung, Abnehmen etc.) kann aber in der Regel normal durchgeführt werden.

Hypnose kann von entsprechend ausgebildeten Behandlern unterstützend eingesetzt werden, wenn der Klient das wünscht.

Schwangerschaft

Erfordert spezielle Ausbildung, Vorgehen und Techniken (Monitoring)

Risiko eines Aborts oder von Komplikationen, Risiko dass spätere Komplikationen in der Schwangerschaft oder gesundheitliche Probleme des Kindes auf die Hypnose projiziert werden („willkommener Sündenbock“).

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen und in einem geeigneten Umfeld nach genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für die Klientin vertretbar ist.

Kinder und Jugendliche

An der Psyche von Kindern und Jugendlichen sollte immer nur mit größter Vorsicht und mit entsprechendem Sachverstand gearbeitet werden. Sie ist häufig noch sehr sensibel.

Je nach Konstellation kann sich die Wirkung der Hypnose hier deutlich von Erwachsenen unterscheiden. Die Tiefe der Trance oder die Intensität von Emotionen kann schnell unterschätzt werden. Auch kleine Suggestionen können eine sehr intensive Wirkung haben.

Keine Standard-Hypnose; Hypnose-Anwendung nur mit entsprechenden Fachkenntnissen nach genauer Prüfung, ob die jeweilige Anwendung tatsächlich für den Klienten vertretbar ist.

Holen Sie das Einverständnis beider Sorgeberechtigten ein!

Außerdem sollte die Hypnose nicht angewandt werden bei…

  • Menschen mit Angst vor Hypnose. (Niemand sollte überredet oder überrumpelt )
  • Menschen mit religiösen Bedenken. (Hypnose sollte kein Grund für Glaubenskonflikte )
  • Menschen gegen die der Hypnotiseur eine starke Ablehnung verspürt. (Gerade bei der Hypnose ist dann keine Grundlage für eine vertretbare Zusammenarbeit )

Einige Aspekte können sich nach unserer Erfahrung erschwerend auf die Durchführung einer Hypnose auswirken.
Hier hilft es nur, durch Versuch herauszufinden, ob und wie weit eine Trancefähigkeit gegeben ist. Eventuell müssen mehrere Versuche gemacht werden, so dass das Gehirn den Trance-Zustand lernen kann. Das gilt vor allem für:

  • Migräne: Durch Filterprobleme im Gehirn ist der Klient phasenweise oder dauerhaft übersensibel, zum Beispiel gegenüber Störgeräuschen. Das Gehirn kann Probleme haben, den „alarmierten Wachzustand zu verlassen“ und ist dadurch häufig nicht in der Lage, einen Hypnose-Zustand zu erzeugen und aufrechtzuerhalten. Manche Migräne-Patienten sind hingegen ohne Einschränkungen
  • ADS/ADHS: Bei dieser Störung mit verschiedenen Symptombildern hat das Gehirn teilweise Probleme, bestimmte Gehirnfrequenzen zu erzeugen oder bestimmte Areale zu aktivieren oder deaktivieren. Je nach Ausprägung können sich einzelne Hypnosetechniken (zum Beispiel Entspannungshypnose bei ADHS) aber auch positiv
  • Starke Erschöpfung/Müdigkeit des Klienten: Der Körper neigt hier oft zum übermäßigen Entspannen zum Einschlafen. Das Gehirn kann nur bedingt einen Hypnose-Zustand aufrechterhalten.
  • Niedriger Blutdruck: Bei Menschen mit niedrigem Blutdruck kann der Blutdruck während der Hypnose noch weiter Das ist in der Regel unproblematisch, da der Blutdruck sein relatives Minimum auch während der Hypnose nicht unterschreitet (keine Fälle bekannt). Problematisch ist eher eine erhöhte Einschlafneigung dieser Klienten.
  • Hormonelle Störungen: Schilddrüsenerkrankungen und die damit verbundene Medikation, Wechseljahrs-Hormonschwankungen u. ä., können die Trance-Fähigkeit beeinträchtigen.
  • Chemotherapien: Entsprechende Therapien können Auswirkungen auf das Gehirn und damit die Trancefähigkeit haben. Betroffene leiden zudem oft unter Konzentrationsstörungen und Störungen des Kurzzeitgedächtnisses.